Hitzewallungen bei Wechseljahre: Was hilft wirklich?
Über 70 Prozent der Frauen leiden unter Hitzewallungen während ihrer Wechseljahre. Bei einigen äußern sie sich hauptsächlich in Form von Nachtschweiß, andere werden tagsüber in Schüben von aufsteigender Hitze geplagt.
Was passiert während eines Hitzeschubs im Körper? Was hilft dagegen? Wann hat das endlich ein Ende? Hier findest Du die Antworten auf Deine Fragen.
Warum treten Hitzewallungen während der Wechseljahre auf?
Die Menopause der Frau beschreibt das dauerhafte Aussetzen der monatlichen Blutung aufgrund der eingestellten Eierstockfunktion. Schon vor der eigentlichen Menopause stellen die Eierstöcke immer weniger Östrogen her, was zu unregelmäßigen Blutungen und ersten Beschwerden führen kann.
Die Wechseljahre bezeichnen den Zeitraum vor, während und nach der Menopause. Die Menopause tritt durchschnittlich im Alter von 51 bis 52 Jahren ein.
Warum Hitzewallungen während der Wechseljahre entstehen, ist auch unter Experten noch nicht im Detail geklärt. Ein Zusammenhang mit dem stark verringerten Östrogen-Spiegel ist sehr naheliegend. Allerdings ist unmittelbar vor oder während einer Hitzewallung kein akuter Abfall der Östrogen-Konzentration im Blut messbar. Stattdessen werden bestimmte Botenstoffe des Gehirns vor einer Hitzewallung vermehrt ausgeschüttet.
Dadurch vermittelt das Gehirn, dass die Körpertemperatur heruntergefahren werden soll. Damit die Körpertemperatur sinken kann, muss Wärme nach außen abgegeben werden. Dazu wird die Durchblutung der Haut gesteigert, wodurch sie rot und warm wird. Die angeregte Schweißproduktion trägt zudem zum Kühlen bei.
Weshalb sich dieser Vorgang in Schüben wiederholt, wird noch erforscht. Vermutet wird ein kurzfristiger Anstieg der Körpertemperatur durch Stress oder Bewegung als Auslöser für einen Hitzeschub. Der Temperaturbereich, in dem Menschen weder frieren noch schwitzen, ist in den Wechseljahren kleiner. Folglich reagieren Frauen in den Wechseljahren empfindlicher auf Änderungen ihrer Körpertemperatur.
Wie lange dauern Hitzewallungen?
Bis der Körper sich an die Hormonumstellung gewöhnt hat, können 10 Jahre vergehen. Die Hitzewallungen dauern aber längst nicht bei jeder Frau so lange an. Der Zeitraum, in dem die Hitzewallungen am schlimmsten empfunden werden, ist vor allem in dem Jahr vor der allerletzten Monatsblutung. Wenn Hitzewallungen davor und danach auftreten, sind sie in der Regel milder und die Abstände zwischen den Schüben sind größer.
Hitzewallungen trotz Periode?
Die ersten Symptome des Klimakteriums können schon beginnen, bevor die Monatsblutungen anfangen auszubleiben. Das betrifft sogar die Hälfte der Frauen in den Wechseljahren. Allerdings sind die Beschwerden dann meistens noch recht mild.
Wie fühlen sich Hitzewallungen an?
Bei einer Hitzewallung steigt eine innere Hitze ganz plötzlich ins Gesicht, in den Hals oder auch in den Oberkörper. Typisch sind ein Erröten der Haut und Schweißausbrüche. Die einzelnen Schübe können jeweils bis zu einigen Minuten andauern und klingen dann wieder ab.
Die empfundene Hitze kann aber sogar durch einen Schüttelfrost abgelöst werden. Andere Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Herzklopfen können begleitend auftreten. Wenn Hitzewallungen nachts auftreten, bewirkt ein schlechter Schlaf weitere Beschwerden.
Äußern sich Hitzewallungen bei jedem gleich?
Wie stark und wie oft Hitzewallungen in den Wechseljahren auftreten ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Während manche Frauen über gar keine Beschwerden klagen, sind die Beschwerden für andere Frauen kaum zu ertragen.
Es gibt Frauen, die bis zu 30-mal am Tag während ihrer Wechseljahre Hitzewallungen durchleiden müssen. Bei einigen Frauen treten Hitzewallungen nachts auf, bei anderen tagsüber. Es kann verschiedene Gründe haben, warum es einige heftiger trifft als andere.
Rauchen und Übergewicht können die Symptome verschlimmern. Eine genetische Veranlagung kann aber ebenso für stärkere Beschwerden verantwortlich sein.
Was kannst Du gegen aufsteigende Hitze tun?
Viele betroffene Frauen nutzen Handventilatoren oder Fächer, um sich etwas Kühlung zu verschaffen. Eine andere gängige Methode ist, die Zimmertemperatur möglichst niedrig zu halten. Das hilft allerdings nur bedingt. Denn meistens treten während der Wechseljahre die Hitzewallungen in Schüben auf und sie entstehen auch unabhängig von der Umgebungstemperatur aus dem Inneren heraus.
Zwar kann bei einer kühleren Zimmertemperatur die Hitze vom Körper schneller abgegeben werden, zwischen den Schüben wird es jedoch wiederum schnell zu kalt. Dann gibt es da noch verschreibungspflichtige und freiverkäufliche Medikamente sowie alternative Methoden. Zum Teil ist die Wirkung bereits zweifelsfrei nachgewiesen. Die Nutzen-Risiko-Abwägung sollte dabei immer individuell erfolgen.
Ein allgemeiner Rundumschlag, wie er im Film Sex in the City 2 dargestellt wird, ist wohl eher weniger zielführend. Dort sagt Samantha zu ihren Freundinnen: "Denn ich werde euch durch das Menopausen-Labyrinth führen. Mit meinen Vitaminen, meinen Melatonin-Schlafbrillen, meiner bioidentischen Östrogencreme, meiner Progesteroncreme, mit einem winzigen Hauch Testosteron..."
Hormonersatztherapie
Eine Hormonersatztherapie ist unbestritten wirksam gegen Hitzewallungen während der Wechseljahre. Ebenso lassen sich auf diese Weise andere Symptome der Wechseljahre lindern. Allerdings fürchten viele Frauen die möglichen Nebenwirkungen. Als klassische Hormonersatztherapie kann Östrogen als sogenanntes Monopräparat alleine eingenommen werden oder in Kombination mit Gestagenen. Bei beiden Therapien wird täglich eine Tablette eingenommen.
Je höher die Dosierung und je länger die Einnahmedauer der Hormone ist, desto höher sind die Risiken für Nebenwirkungen. Nebenwirkungen können eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Brust, Völlegefühl und Blutungen der Gebärmutter sein. Außerdem steigen die Risiken für Krebserkrankungen der Brust oder der Gebärmutterschleimhaut, Thrombosen und Herzerkrankungen.
Die Einnahme von Östrogen alleine erhöht das Risiko einer Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Die zusätzliche Einnahme von Gestagenen verringert dieses Risiko wieder. Die Kombination von Östrogen und Gestagen lindert die Beschwerden noch zuverlässiger als Östrogen alleine. Jedoch steigert die gemeinsame Gabe von Östrogen und Gestagenen das Brustkrebsrisiko.
Verabreichung der Hormone über die Haut
Östrogen kann auch als Pflaster, Gel oder Nasenspray verabreicht werden. Das Hormon wird dabei über die Haut aufgenommen. Das Pflaster muss etwa einmal wöchentlich gewechselt werden. Das Gel wird täglich auf die Haut aufgetragen. Es zieht schnell ein und ist geruchslos.
Das Spray wird zweimal am Tag in die Nase gesprüht. Der Behandlungserfolg ist bei allen drei Darreichungsformen vergleichbar zu den Tabletten. In Sachen Nebenwirkungen ist die Aufnahme der Hormone über die Haut sogar vorteilhafter. So ist das Thromboserisiko um ein Dreifaches geringer. Denn die Hormone können direkt ins Blut gelangen und der für die Tabletten übliche Weg über den Magen-Darm-Trakt und die Leber wird umgangen.
Hormonspritzen
Hormonspritzen sind alternativ möglich, um Frauen während der Wechseljahre von Hitzewallungen zu befreien. Der Arzt spritzt die Hormone in den Oberarm- oder Gesäßmuskel. Dort bildet sich ein Hormonvorrat, der innerhalb von etwa vier Wochen aufgebraucht wird.
Die Injektionen müssen vom Arzt also alle vier Wochen wiederholt werden. Das ist zum einen aufwendig und zum anderen kann eine eventuell nötige Dosisanpassung erst bei der nächsten Spritze erfolgen.
Kann ich die Antibabypille einfach weiter nehmen?
Die Antibabypille enthält ebenfalls Östrogen und Gestagene. Daher liegt die Idee nahe, die Antibabypille in den Wechseljahren zur Linderung der Symptome einfach weiter zu nehmen. Allerdings ist die Dosierung der Hormone höher als in den Tabletten für die Hormonersatztherapie.
Mit höherem Alter steigt durch die Hormoneinnahme das Risiko einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu bekommen. Eine geringe Hormondosis, wie sie in der Hormonersatztherapie eingesetzt wird, kann demzufolge sinnvoller sein.
Die Hormonersatztherapie ist im Gegensatz zur Antibabypille keine Verhütungsmethode. Ist eine hormonelle Verhütung gewünscht, kann die Antibabypille bis zur letzten Menstruation eingenommen werden und anschließend zu einer Hormonersatztherapie gewechselt werden. Die individuellen Vor- und Nachteile besprichst Du in dem Fall am besten mit Deinem Frauenarzt.
Die Wechseljahre werden durch die Einnahme der Antibabypille übrigens nicht zeitlich verzögert. Die Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre werden jedoch oftmals schwerer oder erst später erkannt.
Was ist mit Testosteron?
Das männliche Sexualhormon Testosteron wird in manchen Fällen tatsächlich auch Frauen in den Wechseljahren verschrieben. Allerdings soll es gegen sexuelle Unlust wirken, die in Folge des Östrogenmangels ebenfalls auftreten kann. Gegen Hitzewallungen wirkt Testosteron hingegen nicht.
Medikamente ohne Hormone
In den USA werden verschiedene Antidepressiva zur Behandlung von Hitzewallungen und ähnlichen Beschwerden eingesetzt, wenn Hormone nicht eingenommen werden wollen. Die Dosis ist dann geringer als bei einer Behandlung von psychischen Erkrankungen.
Dadurch können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel abgeschwächt und Hitzewallungen trotzdem gelindert werden. Jedoch sind Antidepressiva zur alleinigen Behandlung von Hitzewallungen in den Wechseljahren in Deutschland noch nicht zugelassen.
Soforthilfe durch Antitransparent
Normale Deos helfen bei heftigen Hitzewallungen in den Wechseljahren nicht wirklich. Neben dem unangenehmen Geruch ist auch die überschüssige Feuchtigkeit unangenehm und peinlich. Mit einem guten Antitransparent ist es möglich die Auswirkungen des Hitzeschubs einzudämmen und somit zumindest die Symptome zu bekämpfen.
Pflanzliche Mittel
Es gibt eine Reihe freiverkäuflicher pflanzlicher Mittel auf dem Markt, die gegen Hitzewallungen helfen sollen. Diese enthalten meistens Extrakte aus Soja, rotem Klee oder der Traubensilberkerze. Die Wirksamkeit dieser Medikamente ist noch nicht eindeutig geklärt.
Womöglich ist die richtige Dosierung das Problem. Ebenso wenig ist jedoch die Unschädlichkeit dieser pflanzlichen Mittel geklärt. Das Risiko Schilddrüsenerkrankungen oder Brustkrebs zu bekommen, könnte durch die Einnahme erhöht sein. Auch Leberschädigungen könnten eine Folge sein.
Homöopathie
Viele schwören auf homöopathische Mittel. Ob sie tatsächlich wirken, ist nicht bewiesen. Das gilt gleichermaßen für die Homöopathie im Kampf gegen Hitzewallungen. Wer es dennoch ausprobieren möchte, hat zumindest keine schädlichen Nebenwirkungen zu befürchten.
Linderung der Symptome ohne Medikamente
Gerade bei leichten bis mittleren Symptomen der Wechseljahre möchten viele auf Medikamente verzichten. Dazu werden einige alternative Therapien bei spezialisierten Ärzten angeboten. Es gibt aber auch ein paar Dinge, wie Du Dir selbst bei Hitzewallungen helfen kannst.
Hypnose
Hypnose kann Linderung der Hitzewallungen verschaffen. Selbst bei mittleren bis starken Beschwerden kann eine Hypnose-Therapie die Häufigkeit von Hitzewallungen um etwa 75 Prozent senken. Außerdem können die Hitzewallungen durch Hypnose in ihrer Stärke abgeschwächt werden.
Akupunktur
Die Wirkung von Akupunktur zur Behandlung von Hitzewallungen während der Wechseljahre wird kritisch gesehen. Es gibt in Deutschland einige Ärzte, die sich auf die traditionelle chinesische Medizin spezialisiert haben.
Diese führen Akupunktur-Behandlungen während der Wechseljahre gegen Hitzewallungen und andere Beschwerden durch. Im Zweifelsfall musst Du einfach ausprobieren, ob Dir Akupunktur das Leben in den Wechseljahren leichter macht oder nicht.
Sport - Entspannung - Atemübungen
Regelmäßige Bewegung kann Wechseljahre mit Hitzewallungen vorbeugen. Durch Sport wird einerseits Übergewicht abgebaut, das die Symptome verschlimmern kann. Andererseits kann eine verbesserte Fitness Hitzewallungen ebenfalls abmildern.
Entspannungstechniken und Atemübungen können zusätzlich dazu beitragen, Hitzewallungen erfolgreich zu bekämpfen. Es werden sogar spezielle Hormon-Yoga-Kurse angeboten, deren Übungen auf die Bedürfnisse einer Frau in den Wechseljahren abgestimmt sind.
Ernährung
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung spielt auch im Klimakterium eine entscheidende Rolle. Diese liefert dem Körper alle Nährstoffe, um optimal zu funktionieren. Dann kommt der Körper besser mit den Veränderungen während der Wechseljahre zurecht.
Mit einem Verzicht auf Alkohol, Zigaretten, Koffein und scharfem Essen werden die Faktoren vermieden, die Wechseljahre mit Hitzewallungen als Symptom begünstigen. Außerdem wird durch die gesunde Ernährung die Gewichtsabnahme erleichtert.
Sollte ich mehr Soja essen?
Sicherlich wurde Dir schon empfohlen, viele Soja-Produkte in den Wechseljahren zu essen. Dieser Ratschlag beruht darauf, dass Asiatinnen seltener von Beschwerden wie Hitzewallungen während der Wechseljahre berichten.
Begründet wird der mildere Verlauf der Wechseljahre mit der großen Beliebtheit von Soja in Asien. Denn für Soja ist eine hormonähnliche Wirkung bekannt. Dennoch muss das nicht heißen, dass Dir der Verzehr von Soja helfen kann. Schließlich ernähren sich die Asiatinnen schon ihr ganzes Leben lang mit sojareicheren Speisen.
Schon allein deshalb ist es fraglich, ob es ausreichen kann, wenn die Frauen erst in den Wechseljahren mit einer sojareichen Ernährung beginnen. Zudem wird in manchen Kulturen über Dinge wie Wechseljahre nicht so offen gesprochen wie hierzulande.
Die offiziellen Angaben über die Häufigkeit und Stärke der Beschwerden beziehen sich schließlich auf die eigenen Aussagen der Frauen. Es ist also nicht klar, ob es tatsächlich ethnische Unterschiede in der Stärke der Wechseljahrbeschwerden gibt.